139. Jahrestagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin 8. bis 9 Februar 2013, Handelskammer Hamburg

TAVI-Verfahren: Schonendes Verfahren bei Aortenstenose

Der geriatrische Patient in der Onkologie: Große Behandlungserfolge
älterer Krebspatienten dank Tyrosinkinase-Inhibitoren

Elektromagnetische Felder und Krebsrisiko: Patientenfragen – der
Arzt in der Verantwortung

Personalisierte Krebstherapie: Hochtechnisierte Medizin im
Spannungsfeld zwischen Patientenwohl und Kostendruck

Während der 139. Jahrestagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Hamburg diskutieren Experten aktuelle Entwicklungen ihres Faches. Dabei werden auch gesellschaftsrelevante und -kritische Themen (Kostendruck bei Spitzenmedizin; elektromagnetische Felder und Krebsrisiko) zur Sprache gebracht und neuartige Verfahren (TAVI) vorgestellt. Einen regen Erfahrungsaustausch erhoffen sich die Veranstalter über Sinn und Unsinn bei der Medikation hochbetagter Patienten.

TAVI-Verfahren erlaubt Ersatz der Herzklappe für Risikopatienten auch minimal-invasiv!
In Deutschland sind rund fünf Prozent der über 75-jährigen von einer Aortenklappenstenose betroffen. Bei Risikopatienten kommen häufig noch Begleiterkrankungen der Lunge, der Niere, Arteriosklerose oder eine Koronare Herzerkrankung hinzu, die einen großen chirurgischen Eingriff nicht zulassen. Das TAVI-Verfahren, das von Prof. Dr. Norbert Frey, Direktor der Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie und Angiologie, am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, seit 2008 gemeinsam mit Kollegen von der Herzchirurgie angewandt wird, schont dagegen den Patienten und ist gerade für ältere Risikopatienten geeignet. Während beim großen chirurgischen Eingriff der Brustkorb des Patienten geöffnet werden muss, kann beim TAVI-Verfahren eine biologische Klappe in einem Drahtgeflecht entweder durch eine Einführschleuse in der Leiste oder über die Herzspitze in die alte Klappe vorgebracht und dort verankert werden. „Die Empfehlung für das katheterbasierte Verfahren erfolgt im sogenannten „Heart-Team“ durch Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam. „Mit dem TAVI-Verfahren können wir auch denjenigen Patienten wieder zu mehr Lebensqualität verhelfen, für die noch vor wenigen Jahren ein Ersatz der Herzklappe unmöglich war“, sagt PD Dr. Derk Frank, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin III in Kiel.

Der geriatrische Krebspatient: Tyrosinkinase-Inhibitoren wirken bei hochbetagten Patienten deutlich besser als die Standardchemotherapie
Der Stoffwechsel älterer Menschen verändert sich mit zunehmendem Lebensalter mit bedeutsamen Auswirkungen auf die Verstoffwechselung. Insbesondere Medikamentenkombination bei Patienten mit Parallelerkrankungen, wie beim älteren Patienten vielfach indiziert, können zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. Untersuchungen beschäftigen sich jetzt mit der Behandlung von Krebserkrankungen in der Geriatrie.

Diese Erfahrungen zeigen, dass herkömmliche Chemotherapien, die mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen einhergehen, beim älteren Menschen nicht mehr in derselben Weise Wirkung zeigen wie beim jungen. Professor Dr. Carsten Bokemeyer, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf geht in seinem Vortrag „Der ältere onkologische Patient“ unter anderem auf die Wirkweise herkömmlicher und neuartiger Medikamente zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen ein.

Außerdem werden in der Geriatrie zur Behandlung von Tumorerkrankungen zunehmend sogenannte Tyrosinkinase-Inhibitoren eingesetzt. Diese Medikamenten-Wirkstoffe (Inhibitoren) hemmen die Tyrosinkinasen, die als mitverantwortlich für die Entstehung von Tumorerkrankungen angesehen werden. Beim älteren Menschen zeigen Inhibitoren deutlich bessere Behandlungsergebnisse als herkömmliche Zytostatika mit weniger Nebenwirkungen.

Personalisierte Krebsmedizin: Moderne Spitzenmedizin im Spannungsfeld zwischen individuellem Patientenwohl und Kostendruck
Die moderne Tumortherapie hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte in der Art und Weise der Bekämpfung von entarteten Zellen gemacht. Inzwischen gilt die sogenannte „Personalisierte Tumortherapie“ als wegweisend für die Zukunft der Onkologie. Innerhalb von nur zwei Tagen können Molekularbiologen das Erbgut eines Tumors entschlüsseln und so wichtige Hinweise für seine Behandlung liefern. In der modernen Onkologie kommen zunehmend Medikamente zum Einsatz, die individuell auf den Patienten und „seinen“ Tumor abgestimmt sind. Doch das medizinisch Machbare stößt auch an ethische Grenzen, da der Einsatz der innovativen Therapien sehr viel Geld kostet. Aus diesem Grund geht es während des Kongresses nicht nur um die Grundlagen der personalisierten Medizin (Prof. Dr. R. Siebert, Institut für Human Genetik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel) und die „Zielgerichtete Therapie beim Lungenkarzinom“ von Prof. Dr. Frank Griesinger, Direktor der Abteilung Internistische Onkologie, Klinik für Strahlentherapie und internistische Onkologie am Pius-Hospital Oldenburg.

Der Leiter des Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum, Professor Dr. Dr. Jochen Vollmann, beleuchtet in seinem Vortrag „Ethische Probleme der personalisierten Medizin“ gerade auch das Spannungsfeld, in dem sich die hochtechnisierte Medizin heute befindet. Der Blick über den Tellerrand ist bezeichnend für die Themenvielfalt und Offenheit der NWGIM. So geht es nicht ausschließlich um rein wissenschaftliche Erkenntnisse zu medizinischen Fragestellungen, sondern auch um die Auswirkungen von Medizin heute auf die Gesellschaft.

Elektromagnetische Felder und Krebsrisiko: Antworten auf Patientenfragen
Nach wie vor ist ein erheblicher Teil der Deutschen über die Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern, die z. B. von Mobiltelefonen und Telefonstationen zuhause, aber auch Leitungsmasten in der Umgebung der Wohnung oder des Arbeitsplatzes ausgehen, verunsichert. In seinem Vortrag geht Professor Dr. Alexander Lerchl, Jacobs Universtität Bremen, auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und der Zunahme des Krebsrisikos ein.

Die 1924 gegründete Gesellschaft beschäftigt sich traditionell mit einem breiten Themenspektrum aus allen Bereiche der Inneren Medizin. Seit Beginn fördert und unterstützt sie satzungsgemäß die wissenschaftliche Arbeit. Im Rahmen der Jahrestagungen werden aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen vorgestellt und diskutiert. Die Gesellschaft steht allen internistisch tätigen Ärzten aus Klinik und Praxis sowie denen in Ausbildung offen. Jüngere Kollegen werden durch den Ludolph-Brauer-Preis motiviert, sich Forschungsarbeiten im Bereich der Inneren Medizin zuzuwenden.

Kontakt:
Nordwestdeutsche Gesellschaft für Innere Medizin (NWGIM)
Prof. Dr. Norbert Frey
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Campus Kiel/ Medizinische Klinik III/ Schittenhelmstraße 12
24105 Kiel
0431/597-1440
public@cardio.uni-kiel.de
http://www.innere-nordwest.de

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