\“Bluttest selektiert und instrumentalisiert Menschen\“

Welt-Down-Syndrom-Tag am 21.3.:
Caritas kritisiert Aussortieren von Babys mit Trisomie 21 per Bluttest

Stuttgart, 20. März – Ab dem Frühjahr 2012 können schwangere Frauen per Bluttest untersuchen lassen, ob ihr Kind mit Down-Syndrom zur Welt kommt. Die Caritas Rottenburg-Stuttgart sieht in dem Test die große Gefahr, dass Babys mit der entsprechenden genetischen Ausstattung früh „aussortiert“ werden. „Hier werden Urteile darüber gefällt, welches Leben von ungeborenen, aber lebensfähigen Menschen lebenswert oder nicht lebenswert ist“, erklärt Caritas-Direktor Prälat Wolfgang Tripp zum Welt-Down-Syndrom-Tag. „Hier werden Menschen selektiert und instrumentalisiert.“ Der katholische Wohlfahrtsverband ruft die Forschung dazu auf, Betroffenen dabei zu helfen, mit dem Syndrom besser und selbständiger zu leben.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die Entwicklung des Bluttests zur Bestimmung von Trisomie 21 finanziell gefördert. Dies sieht Michael Buck, Vater einer Tochter mit Down-Syndrom, kritisch: „Dahinter steht die Aussage, dass das Leben meiner Tochter nicht lebenswert sei. Dieser Test stellt nichts anderes dar als eine zutiefst menschenverachtende Rasterfahndung auf das Down-Syndrom.“ Ein Kind mit Behinderung sei wie jedes Kind eine große Bereicherung und habe ebenso seine Besonderheiten. „Mit einem behinderten Kind lernt man viel darüber, was Vielfalt unter den Menschen bedeutet und dass man Menschen nicht nur auf ihr Leistungsvermögen hin beurteilen darf.“

Ohne Bluttest ist die Abbruchquote bereits alarmierend hoch: Neun von zehn Kindern mit Trisomie 21 werden abgetrieben. Im komplikationslosen Bluttest sieht Tripp die Gefahr, dass moralische Bedenken hinsichtlich einer Abtreibung noch stärker in den Hintergrund rücken. Dabei werde das Lebensrecht der Kinder infrage gestellt. Zugleich bringe der Test viele Eltern in große Gewissenskonflikte: Sie müssen sich für oder gegen das Baby entscheiden. Sich für ein Kind mit Behinderung zu entscheiden geschehe „immer auf die Gefahr hin, von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden, da die Frage im Raum steht: So ein Kind, muss das heute noch sein?“

Die Caritas der Diözese Rottenburg-Stuttgart geht einen anderen Weg: Mit ihrem Projekt „Leben ist angesagt“ will sie Mut machen zu einem Leben mit behinderten Kindern. In drei Teilprojekten erfahren Menschen mit Behinderung, wie sie dem Gedanken der Inklusion folgend am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich einbringen können. In Bad Mergentheim wird etwa in der Stadtmitte ein Café eingerichtet, in dem Menschen mit Behinderung arbeiten und in dessen oberen Stockwerken auch wohnen können. In Biberach üben Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam ein Musical ein, das am Schuljahresende zur Aufführung gebracht wird. In Stuttgart sollen Krabbelgottesdienste dazu beitragen, dass Familien mit einem behinderten Kind in der Gemeinde andocken und sich austauschen können.

Weitere Informationen zum Projekt „Leben ist angesagt“ erteilt Ihnen
Birgit Baumgärtner
Telefon: 0711/2633-1140
baumgärtner@caritas-dicvrs.de

Als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche vertritt die Caritas in der Diözese Rottenburg-Stuttgart über 1.700 Einrichtungen mit rund 82.000 Plätzen in unterschiedlichen Hilfefeldern, in denen 31.500 Mitarbeiter/innen und 33.000 Ehrenamtliche tätig sind.

Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
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