Organspende: Offener Brief stellt Meinungsbild stark infrage

Andrea von Wilmowsky: Objektive Aufklärung ist notwendig

Pöcking /Januar 2014 – Das Thema Organspende ist derzeit gesellschaftlich hochaktuell. Die aktuelle Organspendekampagne, Skandale um Organtransplantationen, und mit dem Sterben verbundenen Themen wie Nahtoderfahrungen und Patientenverfügungen beschäftigen die Menschen. Doch die Diskussion über diese Themen klammert wichtige Fragen aus: Wann ist ein Mensch wirklich tot? Wie wollen wir sterben? Andrea von Wilmowsky ist Fachkrankenschwester für Intensivtherapie. Sie hat sowohl hirntote Menschen gepflegt, als auch in der Transplantationsmedizin gearbeitet. Nun wendet sie sich mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit, um auch die dunkle Seite der Organspende zu beleuchten.

Medizin und Politik bemühen sich sehr, die Vorteile von Transplantationen herauszustellen. Für den Empfänger eines Spenderorgans bedeutet ein Erfolg bei der Transplantation eine deutliche Verbesserung seines Gesundheitszustandes, manchmal sogar die Rettung des Lebens. Auf der anderen Seite bergen Organentnahmen Risiken für Spender und Empfänger. Dieser Aspekte wird wie viele andere bei den Informationskampagnen komplett ausgeblendet. Es mangelt nach Ansicht von Andrea von Wilmowsky an einer objektiven Aufklärung, die frei von jeder Beeinflussung Vor- und Nachteile der Organspende auflistet.

In der öffentlichen Darstellung überwiegen die medizinischen Möglichkeiten und die Perspektiven für die Organempfänger. Über die Spender wird nur am Rande gesprochen. Dabei ist der Hirntod bzw. seine Definition durchaus umstritten und das müssen die potenziellen Spender nach Auffassung von Andrea von Wilmowsky einfach wissen: „Ich möchte mit meinem offenen Brief dazu beitragen, dass sich die Menschen besser als bisher informieren können. Nur so können sie eine verantwortbare, sichere Entscheidung für sich und ihre Angehörigen treffen. Zum Beispiel wird immer darauf hingewiesen, dass den Menschen auf der Warteliste zur Organtransplantation geholfen werden kann. Wer aber spricht über die Spender? Diese müssen immerhin für diese Hilfe erst einmal sterben … Und sie sterben in vielen Fällen erst durch die Entnahme ihrer Organe. Vorher wurden sie über die Hirntoddiagnostik lediglich für tot erklärt. Der Hirntod ist aber nur eine abstrakte Definition.“ Weiter führt sie aus, dass sich die Menschen damit nicht nur für oder gegen eine Organspende entscheiden müssen, sondern auch für einen Tod auf dem Operationstisch oder ein friedliches Sterben im Kreise ihrer Angehörigen.
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Der offene Brief von Andrea von Wilmowsky ist unter anderem auf YouTube unter http://www.youtube.com/watch?v=6qFxhrVZikQ
als gesprochene Version zu hören. Die Verfasserin bittet um das Verbreiten des Inhalts, um eine umfassende gesellschaftliche Diskussion anstoßen zu können. Bisher sind die Rückmeldungen überwältigend. „Seit der Veröffentlichung kontaktieren mich viele Menschen, die sich für die Aufklärung und Denkanstöße bedanken. Einige haben ihren Spenderausweis zerrissen. Andere wollen zwar weiter spenden, fordern aber eine Narkose bei der Organentnahme, um im Zweifelsfall nichts zu spüren. Diese Rückmeldungen zeigen, wie stark emotional dieses Thema gesehen wird. Genau deshalb ist eine objektive Diskussion so wichtig, die auch die Schattenseiten der Organspende beleuchtet.

Die Themen Hirntod und Organspende begleiten Andrea von Wilmowsky bereits über viele Jahre. Sie war lange in der Intensivmedizin und in der Transplantationsmedizin tätig. Dort hat sie erlebt, wie für tot erklärte und sich im Prozess des Sterbens befindende Menschen auf Reize von außen reagieren. „Seitdem ich selbst hirntote Patienten versorgt habe, glaube ich weder an den Hirntod noch an seine Definition. Ich glaube meinen Augen, meinen Händen und meinem Gespür.“ Sie fordert eine Aufklärungskampagne, die alle Seiten der Organspende objektiv und unvoreingenommen beleuchtet. Daher hat sie einen offenen Brief verfasst, mit dem sie eine breite Diskussion anstoßen möchte und auch die Schattenseiten der Organspende darstellt.

Kontakt:
Andrea Freifrau von Wilmowsky
Andrea von Wilmowsky
Pixisstraße 8
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