Altenrepublik Deutschland

Das Problem des demographischen Wandels findet inzwischen auch in den Medien eine breite Resonanz. Gleichwohl werden die notwendigen Weichenstellungen nicht oder nur zögerlich realisiert.
Altenrepublik Deutschland

„Alt sind immer nur die anderen“- so sagt es ein Buchtitel und so nehmen wir auch unser eigenes Altern wahr. Eine Störung dieser Selbstwahrnehmung musste ich beim letzten Klassentreffen erleben. Ich saß nicht meinen jugendlichen Klassenkameraden, sondern Damen und Herren gegenüber, bei denen die Zeit sichtbare Spuren hinterlassen hat.Zuhause angekommen, ertappte ich mich bei einem langen Blick in den Toilettenspiegel und bei der bangen Frage „bin ich auch schon so alt“? Einen Angehörigen der Generation, die mit Sprüchen wie „trau keinem über 30“ groß geworden ist und die ewige Jugend für sich reklamiert, kann dies schon verunsichern. Über Tage hinweg stellte ich Begegnungen in einen Kontext zu meinem Alter. Im Lesesaal der Universität nehme ich wahr, dass ich zwischen all den Studierenden der Älteste bin und verspüre eine gewisse Erleichterung darüber, dass wenigstens die Bibliothekarin offentsichtlich meiner Altersgruppe angehört. Zumindest meine Kinder scheinen mich noch alterslos zu sehen, ganz so wie auch ich meine Eltern lange Zeit gesehen habe. Wann hatte sich eigentlich diese Sichtweise verändert und wann werden meine eigenen Kinder mich als alten Mann sehen? Mein Großvater war selbst in meiner frühesten Kindheitserinnerung ein alter, um nicht zu sagen greisenhafter Mann. Dabei beziehen sich die frühesten Kindheitserinnerungen aber auf einen Mann, der damals ebenso alt war wie ich es heute bin.
Sicher scheint, dass in unserer alternden Gesellschaft das Altersbild einem Wandel unterliegt: kein Mensch käme heute auf die Idee, einen 50 jährigen als alten Mann einzustufen. Dieser Betrachtungsweise liegt die Tatsache zugrunde, dass sich nicht nur die Lebenserwartung erhöht hat, sondern dass immer mehr Menschen noch im siebten und achten Lebensjahrzehnt leistungsfähig und aktiv sind. In den Medien wird von 80 jährigen berichtet, die an Marathonläufen teilnehmen, im Ausland als Berater arbeiten, oder Weltreisen unternehmen. Die Alten werden zunehmend als zahlungskräftiges Klientel entdeckt und von der Werbebranche entsprechend hofiert.
Diese auf den ersten Blick positive Sichtweise beruht gleichwohl auf einem problematischen Altersbild. Altern wird so lange als positiv betrachtet, wie der Alternde selbst leistungsfähig und als Wirtschaftssubjekt interessant bleibt. Dies kann in der Tat bis ins sehr hohe Alter der Fall sein. Was aber, wenn das Schicksal in Form von Krankheit oder Pflegebedürftigkeit zuschlägt? Die Statisik zeigt, dass viele schwere und chronische Erkrankungen wie z.B die Demenzerkrankungen altersassoziiert sind. Wegen des Wegfalls traditioneller Familienstrukturen müssen diese Menschen durch das soziale Netz und eine entsprechende Infrastruktur ( Heime, Pflegeeinrichtungen ) aufgefangen werden. Als Wirtschaftssubjekte sind diese Menschen allenfalls für den Medizinbetrieb und Pflegeeinrichtungen interessant; in der öffentlichen Wahrnehmung und in der politischen Diskussion ist aber vor allem von „Belastungen“ für unser Sozialsystem, von „explodierenden Kosten“, usw. die Rede. Man kann den Wandel des Altersbildes deshalb durchaus ambivalent sehen. Einerseits ist erfreulich, dass Alter nicht mehr automatisch mit Defiziten, Krankheit und Gebrechlichkeit gleichgesetzt wird, andererseits muß uns erschrecken, dass diejenigen Alten, die hilfebedürftig sind, als Belastung und als Kostenfaktor gesehen werden. Die Trennlinie verläuft nicht mehr zwischen Jung und Alt, sondern zwischen Krank und Gesund.
Mir macht diese Entwicklung Angst, weil ich als Gerontologe allzugut weiß, was sie für die Betroffenen konkret bedeutet. Ihrer Selbständigkeit beraubt, müssen sie sich entweder den instituionellen Zwängen einer Pflegeeinrichtung unterwerfen, oder die Versorgung zuhause organisieren und bewältigen. Dabei sind die die betroffenen Familien weitgehend auf sich selbst gestellt. Während die Politik bei Krisen zeitnah mit milliardenschweren „Rettungsschirmen“ herbei eilt, setzt sie bei der Bewältigung dieses Problems weitgehend auf die Selbsthilfe der betroffenen Familien und stellt hier keine Rettungsschirme sondern allenfalls spärliche Ressourcen bereit. Gerade weil das Engagement pflegender Familienangehöriger unverzichtbar ist, bedürfen sie entsprechender Unterstützung. Die Realität sieht leider anders aus. Mangels wirtschaftlicher Hilfen müssen viele Betroffene auf dubiose Pflegeanbieter zurückgreifen. So verkommt die Pflege immer mehr zum Billigservice. Kein Wunder, dass seriöse Pflegedienste angesichts dieser Entwicklung über Personalmangel und Nachwuchssorgen klagen. Zu fordern ist nicht weniger als ein Paradigmenwechsel. Wer durch Krankheit oder Behinderung im Alter der Hilfe Anderer bedarf, darf nicht primär als Kostenfaktor und Belastung gesehen werden, denn dieser Sichtweise liegt ein inhumanes Menschenbild zugrunde. Alle die so denken, sollten nicht vergessen, dass sie selbst dieses Schicksal jederzeit ereilen kann. Diese Einsicht sollte einen gesellschaftlichen Grundkonsens ermöglichen, der die menschenwürdige Versorgung dieser Menschen als gesellschaftliche Aufgabe begreift. D.h. auch, dass diejenigen, die heute diese Versorgung tragen, nämlich Angehörige, aber auch professionelle Pflegekräfte, Anerkennung und Unterstützung erfahren. Es wird in diesem Zusammenhang nicht genügen, ein wenig an den Stellschräubchen des Pflegeversicherungsgesetzes zu drehen; angesichts der demographischen Datenlage, ist vielmehr auch bezüglich der ökonomischen Seite eine gewaltige Kraftanstrengung nötig. Wer meint, trotz der längst bekannten Faktenlage das Problem weiterhin aussitzen zu können, handelt verantwortungslos. Oder um es mit den Worten Goethes zu sagen:“ Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum“.
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