Herner Hausärzte als Vorreiter:

Stiftungsvorstand besucht Praxis mit spezieller Expertise für Menschen mit Conterganschädigung

Der Conterganskandal ist inzwischen über 60 Jahre her. Neben den vorgeburtlichen Primärschäden kämpfen die Betroffenen heute in ihrer siebenten Lebensdekade zunehmend mit Folge- und Spätschäden. Das medizinische Wissen darüber kann Leben retten und den Menschen medizinisch, pflegerisch, palliativ und therapeutisch helfen. Konventionelle ärztliche Hilfen, Pflege- sowie Therapieangebote sind jedoch in vielerlei Hinsicht unzureichend, eine flächendeckende Versorgung und Expertise nicht vorhanden. Vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte kennen sich kaum mit der Behandlung von Conterganschäden aus.

Anders ist dies in der Gemeinschaftspraxis der „hernerhausärzte“. In der allgemeinmedizinischen Versorgungslandschaft gilt sie durch vorhandenes spezielles Wissen über Contergan und seine Folgen sowohl als Ausnahme wie auch als Vorreiter. Seit diesem Jahr gehört sie zu einem von der Conterganstiftung geförderten Netzwerk multidisziplinärer medizinischer Kompetenzzentren. Mit diesen insgesamt zehn Zentren schließt die Conterganstiftung eine entscheidende Versorgungslücke. Über die hochspezialisierten Zentren hinaus wird durch Praxen wie die in Herne eine bedarfsgerechte wohnortnahe Versorgung gewährleistet und konkrete Anlaufstellen angeboten. Die Praxis „hernerhausaerzte“ ist die einzige niedergelassene Arztpraxis der bundesweit geförderten Kompetenzzentren.

Vorstand der Conterganstiftung zu Besuch in Herne

Durch die langjährige Freundschaft des Praxisleiters Dr. Bruckhaus-Walter mit einem Contergan-Betroffenen aus Herne kam die Verbindung zustande. Wie alle Kompetenzzentren besucht der Vorstand der Conterganstiftung auch die Gemeinschaftspraxis, um sich einen Überblick über die Arbeit vor Ort zu verschaffen, Fragen zu klären und denkbare Projekte zu besprechen. „Die Vernetzung und der Austausch von Expertise sind entscheidend“, so der Vorstandsvorsitzende Dieter Hackler. „Das gilt sowohl für die Zentren untereinander wie auch für die Stiftung als Förderin, aber am Ende auch in die Fläche hinein.“ Ziel solle sein, flächendeckend Expertise in allen Bereichen der Pflege und medizinischen Versorgung zu erreichen. So, dass Betroffene schnell und möglichst in räumlicher Nähe Unterstützung erhalten. Die Herner Gemeinschaftspraxis ist hier eine wichtige Anlaufstelle, lebt in NRW doch ein Großteil der Menschen mit Conterganschädigung. In Herne gibt es nun eine passgenaue Anlaufstation für sie, die Schule machen kann.

Standort und Kontakt:

Hernerhausärzte Dres. Bruckhaus-Walter/Schwarz und Kollegen

Tel.: 02323/17950; E-Mail: mbw@hernerhauaerzte.de

Portraits der zehn Kompetenzzentren sowie Informationen zur Vernetzungsstrategie und zum Stiftungsauftrag finden Sie unter www.contergan-infoportal.de

Die Conterganstiftung

Vor gut 60 Jahren sorgte das Medikament Contergan für den ersten Arzneimittelskandal im Deutschland der Nachkriegszeit. Zwischen 1958 und 1963 gebaren Mütter, die das Mittel eingenommen hatten, Kinder mit orthopädischen und inneren Schäden sowie Hals-Nasen-Ohren-Schäden und Augenschäden. Viele von ihnen starben. Heute leben noch etwa 2.300 bei der Stiftung anerkannte Menschen mit Conterganschädigung allein in Deutschland. Im Dezember 1971 wurde die Stiftung durch Beschluss des Deutschen Bundestags ins Leben gerufen. Das Stiftungskapital wurde bei Stiftungsgründung von dem Pharmaunternehmen Grünenthal und dem Bund zu gleichen Teilen eingebracht. Seitdem die Gelder für Zahlungen an die Betroffenen aufgebraucht sind, bestreitet der Bund die Zahlungen zu hundert Prozent aus seinen Mitteln.

Kontakt
Conterganstiftung
Matthias Moeller
An den Gelenkbogenhallen 2-6
50679 Köln
0221 3673-3673
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http://www.contergan-infoportal.de