Matthew Feinstein, führenden Forscher der Untersuchungsgruppe der Northwestern University Feinberg School of Medicine sagte, dass sie nicht wüssten, weshalb die häufige Teilnahme an religiösen Festivitäten zu Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) führe. „Es könnte sich hier aber um eine Gruppe von Leuten handeln, bei denen eine gezielte Prävention besonders sinnvoll ist. Es könnte nämlich sein, dass die wöchentlichen Zusammenkünfte, bei denen in aller Regel ungesundes Essen präsentiert wird, zu Gewohnheiten führen, die mit der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas in Zusammenhang stehen.“
Aus früheren Untersuchungen der Northwestern University war bereits bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen religiösen Personen im mittleren Alter und Adipositas gab. Unklar war allerdings, ob die Religiosität ein ursächlicher Faktor ist oder ob adipöse Leute eher religiös werden. Die jetzt präsentierte Studie konnte das klar beantworten. Indem sie die Personen über einen längeren Zeitraum verfolgte, konnte gezeigt werden, dass normalgewichtige junge Erwachsene, die religiös sind, im mittleren Alter gehäuft zu Übergewicht und Adipositas neigen. Die Religiosität ist somit ein treibender Faktor in der Gewichtsentwicklung dieser Personen.
Die Studie, die an der American Heart Association’s Nutrition, Physical Activity and Metabolism/Cardiovascular Disease Epidemiology and Prevention Scientific Sessions 2011 in Atlanta präsentiert wird, verfolgte 2″433 Frauen und Männer über einen Zeitraum von 18 Jahren. Über diesen Zeitraum hatten junge Erwachsene zwischen 20 und 32 Jahren mit einer hohen Frequenz an religiöser Aktivität eine 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit übergewichtig oder adipös zu werden. Eine hohe Frequenz an religiöser Aktivität wurde in der Studie mit mindestens einer Teilnahme an einer religiösen Funktion pro Woche definiert.
Die Frauen und Männer, die in der Studie untersucht wurden, sind Teil der der Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA) Multizenter Studie.
Die Autoren warnen jedoch davor, ihre Resultate dahingehend zu interpretieren, dass religiöse Erwachsene generell ungesünder leben würden. Tatsache ist nämlich, dass frühere Studien ergeben haben, dass religiöse Personen eher länger leben als areligiöse, was teilweise darauf zurückzuführen ist, dass der Raucheranteil unter der religiösen Bevölkerung niedriger ausfällt.
„Allerdings,“ so Feinstein, „lässt sich der Zusammenhang zwischen Religiosität und Übergewicht nicht wegdiskutieren. Wir sehen hier eine Möglichkeit für religiöse Organisationen, präventive Programme zu starten. Da sich religiöse Aktivitäten zumeist in Zentren und Gruppen abspielen, sind die Voraussetzungen für eine wirksame Umsetzbarkeit präventiver Kampagnen oder allenfalls Therapie einer bestehenden Adipositas eigentlich schon gegeben.“
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